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1918 - 1933

Albrecht Thaer hat die Entwicklung, die zu einer neuen Gestaltung des Lehrbetriebes nach dem 1. Weltkrieg führte, nur noch in ihren Anfängen miterlebt.

Bis 1918 stand die Schule unter direktorialer Leitung. 1919 wurde das Direktoriat in allen Schulen Hamburgs durch den Arbeiter- und Soldatenrat, der vorübergebend die Regierungsgewalt ausübte, abgeschafft. Das 1920 erlassene "Selbstverwaltungsgesetz" sah eine gemeinsame Verwaltung der Schulen durch Elternrat und Lehrerkollegium vor. Während die Lehrer die Erziehungs- und Lehrarbeit in der Schule nach den Bestimmungen der Oberschulbehörde durchzuführen hatten, sollte der Elternrat (zu dem der Schulleiter, zwei gewählte Lehrer und neun gewählte Vertreter der Eltern gehörten) die Beziehungen zwischen Schule und Elternhaus pflegen, "für das körperliche, geistige und sittliche Wohl der Jugend wirken". Der Elternrat konnte zu seinen Beratungen Vertrauensschüler heranziehen, die aus Wahlen in den Klassen hervorgegangen waren. Die Vertreter der Schülerschaft durften im Elternrat Anträge stellen. Der Schulleiter, für drei Jahre gewählt, führte als Erster unter Gleichen den Vorsitz bei Lehrerkonferenzen.

Sozialpädagogische Gründe haben nach dem 1. Weltkrieg zur Schulheimbewegung geführt. Um der unterernährten Jugend der Schulgemeinde (aus dem Bezirk Neustadt - St. Pauli - Hafen) Erholung bieten zu können, gründeten Eltern und Schüler den "Gemeinnützigen Verein Schulheim Oberschule Holstentor e.V." Aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Verlosungen, Aufführungen wurden die Mittel aufgebracht, mit denen bedürftige Kinder unterstützt wurden, so daß alte Schüler einmal im Jahr ein Landheim besuchen konnten.
   Im Jahr 1922 konnte der Verein den Wunsch seiner Mitglieder erfüllen, ein eigenes Schullandheim zu besitzen. Das Grundkapital für den Kauf des Heimes Hoisdorf wurde durch "Anteilscheine", die unverzinslich waren und später in den meisten Fällen dem Verein geschenkt wurden, von Eltern und Gönnern der Schule aufgebracht.

Das 1856 erbaute Landhaus in HOISDORF bei Ahrensburg/Kreis Stormarn ist ein echtes Holsteiner Vollhufner-Bauernhaus, einst der Schulzenhof des Dorfes. Das Schullandheim war nicht allein Pflegestätte für erholungsbedürftige Schulkinder; seiner Tradition gemäß wußte es sich der Aufgabe verpflichtet, zur Gemeinschaft zu erziehen. Dr. Heinrich Sahrhage, der Gründer, Gestalter und langjährige Leiter des Schullandheims, hat sich bemüht, die sozialpädagogischen Überlegungen aus der jeweiligen Zeit zu entwickeln, um auf diese Weise die Schullandheimbewegung lebendig zu erhalten. Von 1933 bis 1945 stellte diese sich in den Dienst nationalsozialistischer Erziebungsziele. Der Schulverein wurde 1933 "nach dem Führerprinzip" neu organisiert.